Der digitale Tornado erfasst alle Organisationen und Industrien

Iris Maier

Iris Maier

5. Oktober 2018

Die heutige Welt wandelt sich durch die Digitalisierung radikal. Wir müssen uns immer schneller neuen Gegebenheiten anpassen – unser Umfeld verändert sich rasend schnell. Unsere Organisationen müssen lernen, schnell Hypothesen zu formulieren und diese mittels rascher Prototypen im Markt zu verifizieren. Man spricht hier vom MVP, dem Minimum Viable Product. Alle – nicht nur das produzierende Gewerbe, sondern auch alle Dienstleister (öffentliche und private) – müssen sich den neuen Herausforderungen stellen und diese selbst angehen. Kurz: Sie müssen lernen, schnell, flexibel und agil zu werden. Wo anpacken und beginnen? Wie soll das vor sich gehen? Welche zum Teil neuen Fundamente müssen gelegt werden, um den Wandel unserer „Geschäfte“ aus eigener Kraft zu verändern und zum Teil neu zu gestalten? Welche konkreten Erfahrungen gibt es? Welche Tools, Frameworks und Templates können helfen, effektiv und effizient vorzugehen? Gerade etablierte Unternehmen stehen vor einer spannenden Herausforderung.

Der digitale Tornado erfasst alle

Der Wandel (Disruption) hat längst begonnen. Was unterscheidet eine Innovation von einer Disruption? Ganz einfach: Disruption als „The Innovator‘s Dilemma“.

Clayton Christensen: Theorie der Disruption (1997)

Vollkommen unabhängig davon, wie etabliert und erfolgreich ein Unternehmen ist, wird es früher oder später von der von einer existenzberaubenden Revolution bedroht. Diese Feststellung geht aus der Theorie der Disruption hervor, die 1997 von dem Harvard-Absolventen Clayton Christensen entwickelt wurde. Christensen beschreibt diesen disruptiven Prozess dennoch als notwendig dafür, dass der Markt weiterhin funktionieren und sich weiterentwickeln kann. Dies kann ich mit meiner Erfahrung insbesondere in der ITK-Branche bestätigen. Als Co-Autorin des Buches „mCommerce“ (erschienen 2001 beim Addison-Wesley Verlag) haben meine Kollegen und ich bereits zu dieser Zeit die großen Geschäfts- und Veränderungspotenziale im eCommerce und viel später folgenden mCommerce beschrieben und vorausgesehen.

Die Disruption stellt insbesondere für große Unternehmen eine Bedrohung dar, deren ursprüngliche Geschäftsgrundlage eine radikale Innovation war. Die betroffenen Unternehmen sind vorrangig in der Technologie-Branche beheimatet und sind laut Christensen dem disruptiven Prozess zwangsläufig unterlegen: Für diese Unternehmen ist es nahezu unmöglich, ihr Geschäftsmodell grundlegend umzuwälzen. Anders ist die Lage für Neugründer: Diese haben vergleichsweise große Gewinnaussichten, während sie wenig zu verlieren haben. Laut Christensen sind diese die Einzigen, die dieses Risiko eingehen können.

Proaktiv gestalten – heißt meine Devise. Und Ihre?

Christensen hat in einigem Recht, jedoch nicht in allem. Zum Glück! – Viele große Unternehmen versuchen (manche verzweifelt), eine Start-up-Mentalität und begleitende Prozesse in ihre großen Unternehmungen zu pflanzen. Manche mit großem Erfolg, andere mit weniger Erfolg.

Eigentlich können wir nur noch staunen angesichts der Entwicklungen um uns herum:

  • Das größte Taxiunternehmen der Welt besitzt keine Taxis (Uber)
  • Größter Unterkunftsanbieter besitzt keine Immobilie (Airbnb)
  • Große Telefongesellschaften besitzen keine Telco-Infrastruktur (Skype, WeChat)
  • Der weltweit wertvollste Einzelhändler hat kein Inventar (Alibaba)
  • Die beliebtesten Medien schaffen selbst keinen Inhalt (Facebook, YouTube)
  • Die am schnellsten wachsenden Banken haben kein aktuelles Geld (SocietyOne)
  • Das größte Filmhaus der Welt besitzt keine Kinos (Netflix)
  • Die größten Softwarehersteller schreiben nicht die Apps (Apple, Google)

Dazu passend an dieser Stelle ein kurzer Einblick in die VUCA-Welt – er lohnt sich:

(Quelle: YouTube)

Ergebnisse der Studie „Digitale Transformation 2018“

Einen weiteren spannenden Einblick in die aktuelle Lage der Unternehmen liefert die Studie „Digitale Transformation 2018“ der Firma etventure in Zusammenarbeit mit der GfK. Für diese repräsentative Studie wurden knapp 2.000 Großunternehmen befragt – das Ergebnis zeigt die aktuelle Wahrnehmung in Deutschland sehr klar auf.

So wurden die folgenden Antworten auf die Frage gegeben: „Was sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Unternehmen die größten Hürden bei der Digitalen Transformation?“

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Die größten Hürden bei der Digitalen Transformation aus Sicht der Entscheidungsträger in Unternehmen. (Bild: © Studie „Digitale Transformation 2018“, S. 12)

Daraus folgt, dass Unternehmen gut beraten sind sich heute der digitalen Transformation zu stellen und zu lernen, agil zu denken und zu handeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Auf den Punkt gebracht und proaktiv weiter…

Wir leben in einer Zeit des rasanten Wandels. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Die Welt ist volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig (VUCA-World – Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity). Was gestern als Lösungs-Template anwendbar war, muss heute nicht mehr funktionieren. Entscheidungen müssen gefällt werden, ohne dass auf historische Daten zurückgegriffen werden könnte. Der Wettbewerb ist durch die Globalisierung internationaler geworden. Die Vorherrschaft der Industrienationen ist beendet, das ist glasklar und eindeutig. Alle Kontinente sind zwischenzeitlich auf der Spielfläche erschienen.

Aufgrund der technologischen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der letzten 40 Jahre haben wir ungeahnte Möglichkeiten, sowohl uns selbst (Einzelperson), unsere Arbeit und unsere Geschäftsmodelle als auch unsere Gesellschaft zu verändern, neu auszurichten und neu zu erfinden. Es gibt kein einfaches «Weiter wie bisher» – Organisationen und Menschen sind gefordert, schneller, flexibler und agiler zu werden.

Die Robustheit unserer Business-Modelle ist längst verschwunden. Selbst unsere „Riesentanker“ der Automobilindustrie haben das erkannt. Das Zauberwort „Mobilität“ ist angesagt – mit vielen zusätzlichen, neuen und anderen Geschäftsmodellen und Produkten. Wer hätte das für möglich gehalten? Ich nicht, wenn ich ehrlich bin.

Diese Organisationen legen und legten Wert auf eine verlässliche „Execution“. Für alle von uns ist klar geworden und es fühlt sich an, als läge es auf einem Silbertablett: Unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Umfeld wandelt sich – wir leben immer mehr in einer VUCA-Welt. In letzter Zeit wurde das Innovations-Tempo radikal erhöht und führt immer mehr zu disruptiven Situationen, die das eigene Geschäftsmodell herausfordern.

Impulse für Ihre proaktive Umsetzung

… um einfach schneller auf Veränderungen reagieren zu können und das zusammen mit motivierten Mitarbeitenden. Nehmen Sie daher die folgenden drei Punkte und überlegen Sie sich jeweils ein persönliches To-Do für Ihre Arbeitsumgebung. Für die Umsetzung in den kommenden vier Wochen stehen an:

1. Customer Centricity

Einbeziehung von Kunden durch intensive Zusammenarbeit.

2. Agil+Lean – Agiles Arbeiten: Erste kleine Schritte…

Nehmen Sie Projekt-/Abteilungsziele, für die niemand so richtig Zeit hat, die aber wichtig sind. Machen Sie ein Kanban-Board (einfach an die Wand oder Tür), Pro Aufgaben-Karte (Was zu tun ist/ Wer damit schon Erfahrung oder gearbeitet hat); Selektieren sie die Wichtigsten in die Rubrik To-Do – Zeithorizont 3 Monate; die Mitarbeitenden nehmen nun selbständig und freiwillig eine Karte, übernehmen den Lead und lösen die Aufgabe mit den „Erfahrenen“ oder zusätzlichen Mitarbeitenden – die Karte wandert dann auf „In Bearbeitung“; Irgendwann ist sie fertig, das Ergebnis wird vor allen kurz im Stehmeeting präsentiert und geht in die „Fertig – Done“ Spalte. Wichtig: Die Karten bleiben sichtbar hängen in einem Bereich, wo alle immer mal vorbeikommen! Elektronisch verpufft der positive Effekt zu schnell.

Sie werden sehen: Alle sind stolz darauf und haben Spaß. Echt genial.

3. Digitalisierung – Einfluss auf die strategische und operative Arbeit

Stellen Sie sich die Frage: Was fällt mir schon länger auf, wo wir mit Prozessoptimierung und Digitalisierung direkten oder indirekten Mehrwert für den Kunden schaffen können? Setzen Sie dann einen Projektantrag auf, kippen Sie Ihr Ergebnis ins betriebliche Vorschlagswesen ein, bringen Sie es im nächsten Abteilungsmeeting auf die Agenda für einen 360° Blick, oder… Bringen Sie sich da ein, wo Sie stehen! Es macht Spaß, bringt Sie persönlich weiter, ebenfalls Ihr Team oder Ihre Abteilung und auch Ihre ganze Firma.

Weitere Ideen, Ihr Unternehmen proaktiv zu unterstützen

Die nächsten Punkte für Ihre To-Dos in Ihrer persönlichen Arbeitsumgebung kommen im nächsten Beitrag:

  • Neue Organisationsmechanismen
  • Wandel zur „lernenden Organisation“
  • Neue Führungsgrundsätze – Stichwort „Servant Leader“
  • Kommunikation neu denken
  • Partizipation von Mitarbeitenden und Servant Leadern.

Bleiben Sie also dran!

Mit dem digitalen Tornado richtig umgehen

Ich lade Sie dazu ein, am Ball zu bleiben und Ihre persönlichen To-Dos anzugehen. Oder wollen Sie sich eher in das Fazit der etventure Studie „Digitale Transformation 2018“ einreihen und stehen bleiben? Das Fazit der Studie 2018 lautete:

Die Tragweite der Digitalisierung ist vielen Unternehmenslenkern (und Mitarbeitenden, Anm. der Autorin) noch nicht bewusst. Alle reden über die digitale Transformation, doch die tatsächliche Umsetzung fällt den Unternehmen noch immer schwer. […] es fehlt an Mut und Kreativität, um aus alten Denk- und Arbeitsweisen auszubrechen, Dinge von Grund auf neu zu denken und radikal innovative Wege zu gehen. Gerade das aber braucht es, um in der digitalen Transformation langfristig erfolgreich zu sein.

Was dies im Klartext bedeutet und welche Prinzipien, Methoden und Frameworks dahinterstehen können, darauf möchte ich in den nächsten Blogbeiträgen eingehen, um Sie in Ihrem Change zu unterstützen.

Der Beitrag wurde von Iris Maier und Marcel Weber ( 2018) erstellt.

(Coverbild: © SFIO CRACHO | fotolia.com)

Über den Autor

Iris Maier

Iris Maier

Als Agiler Coach, Trainer und Expertin für lebenslanges Lernen und hybrides Projektmanagement begleitet Iris Maier ihre Kunden in Change- und Transition-Projekten. Mit ihren umfangreichen Erfahrungen (IT und Führung) bringt sie in jedes Projekt viel Best Practice-Erfahrung mit.

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