New Work: Digitalisierung bedeutet Flexibilisierung

Wolfgang Schnober

Wolfgang Schnober

7. Juli 2017

Die Digitalisierung ist ein Megatrend, der sowohl das Privatleben als auch die gesamte Geschäftswelt umkrempelt. Die Digitalisierung umzusetzen ist eine der größten Herausforderungen, vor denen Unternehmen heute stehen. Denn sie erfasst alle Unternehmensbereiche: von der IT-Abteilung über den Maschinenpark bis hin zur Unternehmenskultur und der Art und Weise, wie wir (zusammen) arbeiten. New Work ist das Schlagwort, mit dem HR-Manager das Arbeiten in einer vernetzten und digitalen Welt bezeichnen. Das Konzept beinhaltet aber viel mehr als die Nutzung eines Social Intranets.

Was Arbeitnehmer wollen

Die Einstellung zur Arbeit hat sich stark verändert. Den Grundsatz „Ich arbeite um zu leben und lebe nicht, um zu arbeiten“ wird heute von vielen in die Praxis umgesetzt. Insbesondere die Gen Y steht in dem Ruf, das Privatleben vor die Arbeit zu stellen (auch wenn diese immer noch wichtig ist). Da diese Generation der in den späten 80ern und frühen 90ern Geborenen derzeit auf den Arbeitsmarkt drängt bzw. dort gerade angekommen ist, beschäftigen sich HR-Manager verstärkt mit den Wünschen der so genannten Millenials. Sie erwarten neben Freiheiten und Flexibilität vor allem interessante und sinnstiftende Aufgaben sowie eine transparente und partnerschaftliche Personalführung.

Mehr Freiraum!

Stichwort Flexibilität: Sie ist laut einer Umfrage des Bewertungsportals kununu der größte Wunsch deutscher Arbeitnehmer. In vielen Firmen herrscht dennoch auch heute noch eine Kultur der Anwesenheit. Entscheidend für den Vorgesetzten ist, wie lange der Mitarbeiter im Büro ist und nicht unbedingt, wie viel er in der Zeit schafft. Geht es nach den Arbeitnehmern, dann sollte sich das ändern: Gearbeitet wird unabhängig von Zeit und Ort. Collaboration Tools wie Yammer, Bitrix oder Dropbox machen’s möglich: Virtuelle Zusammenarbeit im Team, an verschiedenen Projekten und von verschiedenen Endgeräten aus wird leichter organisierbar. Sie funktionieren wie Social Networks. Man kann dort

  • Inhalte posten
  • Gruppen erstellen (z.B. für bestimmte Projekte)
  • Aufgaben erstellen und verteilen
  • Kommentare abgeben
  • Likes verteilen
  • Private Nachrichten schreiben
  • Umfragen starten

Die Digitalisierung fördert und fordert Flexibilität jedoch nicht nur in Bezug auf die Arbeitsorganisation. Auch geistige Flexibilität ist gefragt: Auf dem ersten Platz der im Zusammenhang mit der Digitalisierung gefragten Soft Skills landete im Hays Report 2017 Kompetenzen für eine digitale Welt die Bereitschaft zur Veränderung mit 78 Prozent. Auf den Plätzen 2, 3 und 4 folgten die Fähigkeit, mit Unsicherheit umzugehen, die Fähigkeit mit Komplexität umzugehen, sowie eigenständiges Arbeiten und Kreativität.

Organisatorische Herausforderungen

Die Flexibilität, die die neue Arbeitswelt mit sich bringt, stellt Führungskräfte vor organisatorische Herausforderungen. Auch wenn digitale Tools die Zusammenarbeit über Zeitzonen und Ländergrenzen hinweg ermöglichen, so wird die Kooperation doch komplexer und muss gemanagt werden. Deshalb sehen mehr als die Hälfte der 591 im Hays Report 2017 befragten Führungskräfte aus dem deutschsprachigen Raum die größte organisatorische Herausforderung in der Entwicklung neuer vernetzter Kooperationsformen zwischen Auftragnehmern, Lieferanten und Kunden.

Umgestaltung von Struktur und Kultur

Für die Implementierung von New Work spielt auch die Arbeitsplatzinfrastruktur eine wichtige Rolle: Die Gestaltung von Arbeitsräumen und die Einrichtung von Zonen je nach Arbeitstypologie (z.B. für den informellen Austausch mit Kollegen, für Meetings und Präsentationen, für konzentriertes Arbeiten und Entwickeln), freie Zeiteinteilung und technologische Ausstattung gehört dazu.

New Work beinhaltet darüber hinaus auch neue Arbeitsmethoden, vor allem agile Management. Kreativtechniken wie Design Thinking und Managementmethoden wie Scrum oder Kanban, die ursprünglich aus der Software-Entwicklung stammen, ermöglichen flexibles Projektmanagement und schnelle und kreative Produktentwicklung. So ist eine schnelle Anpassung an Rahmenbedingungen und Kundenwünsche möglich.

New Work integriert angehen

Entscheidend für die erfolgreiche Etablierung von New Work ist eine ganzheitliche Herangehensweise, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Wie bei einer modernen Personalführung muss auch hier gelten, dass sich das Konzept dem Mitarbeiter anzupassen hat – und nicht umgekehrt. Qualifikationen, Kompetenzen, Charakter und Vorlieben des Einzelnen müssen bei der Gestaltung seiner Aufgaben und seines Arbeitsumfeldes berücksichtigt werden. Nur so erzielt jeder Einzelne optimale Ergebnisse. Die Arbeitszufriedenheit steigt und mit ihr die Reputation des Unternehmens als Arbeitgeber.

Wie für die Umsetzung der digitalen Transformation gibt es auch für die Etablierung von New Work kein Patentrezept. Die Anforderungen, die sich an Firmen stellen, unterscheiden sich von Fall zu Fall. Entscheidend ist jedoch, dass alle Bereiche, also

  • Nutzung digitaler Technologien und sozialer Medien
  • Arbeitsplatzinfrastruktur
  • Arbeitsmethoden
  • Arbeitsorganisation
  • Führungskultur

integriert angegangen werden. All diese Elemente gehören zu New Work. Sie alle sind miteinander verbunden und bedingen sich gegenseitig. Unternehmen, die es ernst meinen mit der Digitalisierung und der Etablierung von New Work, müssen alle Bereiche mit in ihr Konzept einbeziehen.

(Coverbild: © StockRocket | fotolia.com)

Über den Autor

Wolfgang Schnober

Wolfgang Schnober

Wolfgang Schnober ist Gründer und Gesellschafter der TCI Transformation Consulting International GmbH und verantwortlich für die Practice ICT Transformation.

Teile diesen Artikel auf Social Media

Weitere Blogartikel

Mehr aus unserem Blog

Harrlachweg 2

68163 Mannheim
Deutschland

KONTAKT

Sie haben eine Anfrage? Gerne!

© 2024 TCI • Alle Rechte vorbehalten.