RFID-Tags für eine lückenlose Nachverfolgbarkeit und Kontrolle verderblicher Lebensmittel

Peter Steinhoff

Peter Steinhoff

11. Mai 2018

Automatische, chipgestützte Nachverfolgbarkeit aller Inhaltsstoffe verderblicher Lebensmittel sind der Garant für die Glaubwürdigkeit von beispielsweise Bio-Produkten. Dazu eignen sich insbesondere RFID-Tags, kleine Chips, die bereits während des zweiten Weltkrieges zur Freund- beziehungsweise Feinderkennung dienten. Schon seit längerer Zeit werden diese Chips für Haustiere sowie für Nutztiere zur eindeutigen Identifikation verwendet. Durch ein elektromagnetisches Feld dienen sie bislang auch dem Diebstahlschutz im Einzelhandel, welcher zum Beispiel an Rasierklingen angebracht ist. Doch insbesondere in der Lebensmittelbranche ergeben sich enorme Potenziale: Mithilfe einer passenden Strategie wird eine transparente Einsicht und lückenlose Nachverfolgbarkeit von Lebensmitteln möglich. Dies erweist sich als entscheidender Wettbewerbsfaktor in einer Branche, in der Skandale das Vertrauen von Konsumenten tiefgreifend erschüttert haben.

Warum die lückenlose Nachverfolgbarkeit von Lebensmitteln das Ziel sein muss

Die hauptsächliche Problemstellung zeigt sich in der lückenlosen Nachverfolgbarkeit der einzelnen Inhaltsstoffe. Da immer häufiger Lebensmittelkontrollen stattfinden, würde sich eine elektronische, automatische Dokumentierung aller Vorgänge eines Lebensmittels als äußerst hilfreich erweisen. Die eindeutige Rückverfolgbarkeit, die auch für den Laien nachvollziehbar ist, soll auf diese Weise schnell und einfach zugänglich gemacht werden. Er soll alle Informationen rund um sein Produkt von Anfang an einsehen können. Auf diesem Weg kann das Vertrauen in eine artgerechtere und tierfreundlichere Haltung wieder gestärkt werden. Auch der bewusste Umgang mit Lebensmitteln spielt dabei eine zentrale Rolle.

Eine lückenlose Nachverfolgbarkeit gewährleistet zudem für den Kunden die Einhaltung der Kühlkette. Beispielsweise eine, durch menschliches Versagen, mit falschen Mindesthaltbarkeitsdatum ausgezeichnete Lieferung könnte noch vor Verlassen der Betriebe korrigiert werden. Dieses Vorgehen reduziert somit unnötige Vernichtungen und Verschwendungen. Idealerweise werden zudem Labortests den Chargen angehängt. Skandale wie bei Sieber mit Listerien darf und muss es in dieser Form nicht mehr geben.

Speziell bei Fleischwaren sollen alle Informationen Schritt für Schritt von der Geburt des Nutztieres an dokumentiert und ergänzt werden: Von der Aufzucht über den Transport zum Schlachthof und die weitere Verarbeitung bis hin zum Kühlregal, in welchem das Produkt schließlich fertig verpackt liegt. Ein einfaches Lesegerät, wie es ein Smartphone wäre, ermöglicht den Endverbrauchern dann die Einsicht in all diese Informationen durch Scannen.

Mehrwert durch Differenzierung – die gläserne Wertschöpfungskette

Werden alle Schritte befolgt, entsteht eine vollkommen gläserne Wertschöpfungskette. Dadurch wird eine Differenzierungsstrategie verfolgt, welche bislang nur näherungsweise an die hier beschriebenen Ansätze herankommt. Diese Art der Differenzierung ist jedoch auf dem hart umkämpften Markt besonders wichtig um auch weiterhin erfolgreich zu sein – und nicht letztendlich doch von den eigenen Werken der Lebensmitteleinzelhandelskonzerne verdrängt zu werden. Durch die Entscheidung zum gläsernen Produzenten hingegen wird dem Endverbraucher Qualität und Vertrauenswürdigkeit gewährleistet. Er entscheidet sich eher für eine bestimmte Marke, wenn er weiß, dass das Stück Fleisch von dem Bauern im Ort kommt, als aus einem riesigen Mastbetrieb. Als stichhaltiger Beweis dafür dient die lückenlose Nachverfolgbarkeit des Lebensmittels, das er im Geschäft direkt vor sich findet

Künstliche Intelligenz anstatt künstlicher Inhaltsstoffe

Die Einführung der RFID-Transponder in einem verarbeitenden Lebensmittelbetrieb zeigt zudem, dass auch die Integration künstlicher Intelligenz in der Lebensmittelbranche angekommen ist. Es würde bislang verborgene Potenziale nutzen und einen bewussteren Umgang mit Lebensmittel fördern. Nicht die Masse, sondern die Qualität und besonders der Umgang mit Nutztieren sind entscheidende Faktoren in der Fleisch- und Wurstbranche, die auch in den Köpfen der Endverbraucher immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Effiziente Strategiekontrolle dank der Balanced Scorecard

Die Kontrolle der Strategieumsetzung kann anhand der Balanced Scorecard überprüft werden. Dabei werden monetäre und nicht monetäre Faktoren verbunden. Die vier ausschlaggebenden Faktoren sind dabei:

  1. Kundenperspektive
  2. Entwicklungsperspektive
  3. Finanzperspektive
  4. Prozessperspektive.

Kundenperspektive stellt in erster Linie die Nachverfolgbarkeit dar: Der Weg des verpackten Produkts muss nachvollziehbar sein. Die Finanzperspektive bezieht sich auf eine Erhöhung des Marktanteils und eine Umsatzsteigerung. Dabei werden die Prozesse optimiert und die Qualität bleibt damit im gleichen Zug gewährleitet. Doch gerade die Entwicklung des Personals ist der Kernpunkt. Denn ohne Mitarbeiter kann ein Unternehmen nicht bestehen.

RFID-Tags weisen hohes Potenzial bei der Nachverfolgbarkeit von Lebensmitteln auf

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich auch Produzenten im Lebensmittelbereich sich nicht mehr nur durch Qualität positiv abgrenzen können: Die großen Lebensmittelkonzerne versuchen immer mehr, eigene Werke aufzubauen um volle Kostenkontrolle ausüben, Sicherheiten zu haben und noch mehr Gewinn zu erwirtschaften. Ein Vorteil bereits bestehender Firmen besteht vor allem im bereits erarbeiteten und erlernten Know-how.

Um aus Sicht des Produzenten attraktiver für den Kunden und den Endverbraucher zu werden, bleiben nicht mehr viele Optionen. Eine Möglichkeit besteht darin, ein absolut gläserner Hersteller zu werden und alle Informationen freizugeben. Dies bringt nicht nur Vorteile für den Verbraucher, sondern auch für den Kunden im Lebensmitteleinzelhandel. Der Konsument erhält Informationen, die zuvor nie greifbar für ihn waren. Dies schafft mehr Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Er entscheidet sich aller Wahrscheinlichkeit nach eher für eine heimische Marke, wenn er weiß, dass die verarbeiteten Tiere von einem benachbarten Bauern stammen, welcher ihm greifbar nah ist als einem großen Mastbetrieb in einer weit entfernten Region.

Letztendlich kann sich auch der Lebenseinzelhandel darüber freuen, weiterhin auf seinen Produzenten zählen zu können, die ihm einzigartige Weiterentwicklung in seinem Sortiment zu haben und dies seinen Kunden wiederum anbieten zu können.

Dieser Beitrag wurde von Professor Dr. Peter Steinhoff in Zusammenarbeit mit Katharina Kottmayr verfasst.

(Coverbild: ©  antic | fotolia.com)

Über den Autor

Peter Steinhoff

Peter Steinhoff

Prof. Dr. Peter Steinhoff ist Managing Partner der TCI Transformation Consulting International GmbH und Experte für Business Transformation im CFO- und CIO-Bereich. Zudem ist er Professor für Betriebswirtschaftslehre und als Speaker und Autor aktiv.

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