Warum die Digitalisierung in Unternehmen wirklich so oft scheitert

Tobias Adam

Tobias Adam

16. März 2018

Ende des 19. Jahrhunderts konnten dank der Verbreitung von Elektrizität die Limitationen der vorherrschenden zentralen Antriebsstränge überwunden werden. Dennoch dauerte es viele Jahre, bis die Verantwortlichen dieses Potenzial erkannten und sich neue Anordnungen von Maschinen und Fertigungsschritten durchsetzen konnten. Zu sehr war das Prozessverständnis basierend auf zentralen Antriebssträngen in den Köpfen verankert. Vergleichbare Phänomene treten im Zuge von Internet und den heutigen technischen Möglichkeiten erneut in Erscheinung. Diese werden derzeit unter dem Begriff Digitalisierung zusammengefasst: Jahrzehntelange Erfahrungen, Denkmuster und Konzepte, die in der „alten analogen Welt“ erfolgreich waren und oftmals nach wie vor sind, hindern uns daran, das Potenzial neuartiger Technologien zu erkennen und in betriebswirtschaftlichen Nutzen zu überführen.

Die (fehlende) Voraussetzung für den Erfolg

Wie auch bei der Verbreitung und richtigen Nutzung der Elektrizität, hängt der Erfolg durch systematische Funktion von der Bereitschaft zu umfassendem Handeln und tiefgreifender Veränderung ab. Da in den meisten Branchen Aussitzen oder Abwarten keine sinnvolle Handlungsoption darstellen, ist es ratsam, etablierte Denkmuster und Formen der Wertschöpfung systematisch und provokant zu hinterfragen. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise neuartige Leistungsangebote oder Geschäftsmodelle entwickeln.

Die vergebliche Suche nach dem richtigen Ansatz

Es stellt sich die Frage, wieso gut ausgebildete und erfahrene Menschen nicht beziehungsweise nur bedingt in der Lage sind, die vielfältigen Möglichkeiten und daraus resultierenden Potenziale neuartiger Technologien zu erkennen und zu nutzen. Die Antwort ist zugegebenermaßen zumindest im Ansatz frustrierend: Gerade weil sie gut ausgebildet sind und über umfassende Erfahrungen verfügen!

Ein einfaches Beispiel verdeutlicht diesen Punkt: Im Rahmen einer Forschungsarbeit wurde nacheinander mehreren Gruppen von Kindern, Teenagern und Erwachsenen in einem Raum, in dem nur ein Paar Schuhe stand, die Frage gestellt, was man mit diesem Paar Schuhe anfangen könne. Es überrascht nicht, dass die Kinder die meisten Ideen generierten. Dass sie jedoch über 100 Ideen mehr als die Erwachsenen generierten, zeigt deutlich, wie sehr Wissen und Erfahrungen unsere Kreativität beeinträchtigen.

Wie Digitalisierung nicht funktioniert – und woran es sich zeigt

Wie sehr dies der Fall ist, zeigt sich beispielsweise in unserem Sprachgebrauch. Wir haben sicherlich alle im Laufe unseres Werdegangs typische Formulierungen gehört wie etwa:

  • So arbeiten wir hier aber nicht.
  • Das haben wir ja noch nie gemacht.
  • Das machen wir aber schon immer so.

Hinter diesen Formulierungen verbergen sich etablierte und akzeptierte Denkmuster, die im Laufe der Zeit zu ungeschriebenen Gesetzen im Unternehmen wurden. Es mag sicherlich Fälle geben, in denen der Ist-Zustand optimal ist. Dennoch lohnt es sich, dies insbesondere beim Auftreten neuartiger Handlungsoptionen zu prüfen.

Es sind eben diese etablierten Denkmuster, welche dazu führen, dass Digitalisierung in vielen Fällen keine wirkliche Veränderung bedeutet. Beispielsweise werden häufig analoge Prozesse, wie man sie seit vielen Jahren lebt, lediglich elektrifiziert, und man ist dann damit zufrieden, dass anstelle von Papierdokumenten nun PDF-Dateien versendet werden. Die grundlegende Struktur und die zugrundeliegenden Wirkungszusammenhänge werden dabei leider nur selten herausgefordert. An dieser Stelle sei an die alte IT-Weisheit erinnert: Nach dieser läuft ein schlechter Prozess, der in eine IT-Lösung überführt wurde, möglicherweise schneller – im Kern ist es jedoch nach wie vor ein schlechter Prozess.

Dem Denkmuster zum Trotz: Wie die Digitalisierung dennoch gelingen kann

Doch wie es auch so schön heißt: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Letztendlich ermöglicht es genau diese Erkenntnis den Unternehmen, den Ansatz für systematische Innovation umzusetzen. Anhand dieser Vorgehensweise können die vermeintlich verlorene Kreativität wiederbelebt, Zusammenarbeit gefördert, eingestaubte Denkmuster abgelöst und langfristige Unternehmensinnovation geschaffen werden. Um Ihnen das Durchbrechen der gegebenen Denkstrukturen zu vereinfachen, stellt der zweite Teil dieses Beitrags das Konzept der systematischen Innovation vor, illustriert ihre Ansätze und ihre Knackpunkte und gibt zudem einige wertvolle Umsetzungshinweise. Wie diese konkret aussehen und wie Sie die genau richtigen Dreh- und Angelpunkte finden, lesen Sie in Erfolgreiche Digitalisierung durch systematische Innovation.

Veranstaltungshinweis

Die Partner der TCI freuen sich, an dieser Stelle zwei Seminare zum Thema aufmerksam machen zu dürfen: Ein zweitägiges Seminar zum Innovationsmanagement findet am 13.-14. April 2018 in Mannheim statt. Die Referenten sind Gisela Zweck und Dr. Tobias Adam, die Autoren dieses Beitrags. Ein weiteres, ebenfalls zweitägiges Seminar der beiden Referenten, an dem Sie am 8.-9. Juni 2018 auch in Mannheim teilnehmen können, trägt den Titel „Mit systemischer Innovation zur erfolgreichen Digitalisierung“. Weitere Informationen finden Sie hier bei einem Klick auf die jeweilige Veranstaltung der TCI.

(Coverbild: © fizkes | ­­­­­­­­fotolia.com)

Über den Autor

Tobias Adam

Tobias Adam

Dr. Tobias Adam befasst sich seit vielen Jahren mit der Implementierung von Innovationsmethoden. Der Innovationsexperte unterstützt Kunden bei der Ausarbeitung innovativer Konzepte und Lösungen für unterschiedlichste betriebswirtschaftliche Herausforderungen.

Teile diesen Artikel auf Social Media

Weitere Blogartikel

Mehr aus unserem Blog

Harrlachweg 2

68163 Mannheim
Deutschland

KONTAKT

Sie haben eine Anfrage? Gerne!

© 2024 TCI • Alle Rechte vorbehalten.